Begabte sind anders! Ist das so?

Abstract

Personen mit überdurchschnittlicher Begabung werden häufig Probleme in Bereichen wie Emotionalität oder sozialen Beziehungen nachgesagt. Theoretisch wird dieses Phänomen mit der Disharmonie-Hypothese erklärt. Die Verankerung dieser Sichtweise in subjektiven Theorien von Lehrkräften und anderen Erwachsenen kann in der Beschulung entsprechend begabter Kinder häufig zu Problemen führen. Die vorliegende Arbeit untersuchte an einem „matched sample“ von 51 überdurchschnittlich begabten Grundschulkindern sowie 51 ihrer durchschnittlich begabten Klassenkolleg/innen, inwiefern sich dieses Bild von Begabung bestätigen lässt. Lediglich in der Bildungsorientierung der Eltern zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen. In allen weiteren untersuchten nicht-kognitiven Merkmalen, wie dem mathematischen Selbstkonzept, dem fachspezifischen Interesse und dem Gefühl der Integration in die Klassengemeinschaft, unterschieden sich die Untersuchungsgruppen nicht voneinander. Die Disharmonie-Hypothese scheint sich daher empirisch nicht bestätigen zu lassen. Umso mehr müssen Lehrpersonen im Rahmen ihrer Ausbildung darauf vorbereitet werden, objektive pädagogisch-diagnostische Methoden in ihrer Arbeit zu verwenden, um sich nicht von subjektiven Theorien leiten zu lassen.

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