Abstract
Es scheint selbstverständlich, das Musizieren als wichtigste Aufgabe des Musikunterrichts anzusehen. Musik ist etwas, das es klanglich darzustellen gilt. Und wenn Musik eine Ausdrucksweise des Menschen ist, dann besteht der angemessene Umgang mit diesem Medium in seiner Betätigung. Im Musikunterricht müssten also die Voraussetzungen für das Musizieren geschaffen, und es müsste das Musizieren gelernt und geübt werden. Aus mehreren Gründen gilt dies aber nur eingeschränkt. Einer von ihnen ist im Zustand und in der Realität des Musiklebens zu finden. Der heute übliche Umgang mit Musik ist keineswegs nur das Musizieren. Das hängt offenbar damit zusammen, dass die Ausübung von Musik nicht mehr fraglos und selbstverständlich in bestimmte Lebenssituationen eingebunden ist und in ihnen eine notwendige Funktion erfüllt. Die Welt der Kunst und die Alltagswelt der Menschen sind häufig genug voneinander getrennt. Gegenwärtig ist eine Neigung zu bemerken, das musikalische Tun und Treiben gegen oder gar über das Verstehen und die Interpretation zu stellen - eine musikpädagogische Neigung, die aus der gegenwärtigen gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Situation heraus zwar zu verstehen ist, weil sie gut in sie hinaeinpasst, die mir aber höchst fragwürdig erscheint.