Abstract
Der vorliegende Beitrag nimmt das Thema des Spracherwerbs aus der Perspektive der Verhaltensforschung auf, die besagt, dass Sprache in gemeinsamen Aktivitäten zwischen Individuen und somit in sozialer Interaktion erworben wird. So selbstverständlich, wie diese Bedingung für den Spracherwerb auch erscheinen mag, verliert die schulische Praxis sie immer wieder aus den Augen, setzt doch der DaZ-Unterricht charakteristischerweise auf Vermittlung von Inhalten, die die Sprache unmittelbar betreffen: Satzbau, Wortgrammatik, Wortschatz etc. So gestaltet sich der Unterricht zwangsläufig zu einem eher frontalen und lässt wenig sprachliche Interaktion zu. Dass der Unterricht die genannten Inhalte vermitteln muss, steht außer Frage. Doch wie kann die für den Spracherwerb so wichtige, ja wesentliche soziale und zugleich auch sprachliche Interaktion in den Unterricht integriert werden, so dass auch Lernende „zur Sprache kommen“? – Der vorliegende Beitrag möchte eine mögliche Antwort auf diese Frage geben, dies mit einem an einer Wiener Schule durchgeführten Projekt zum Thema Mehrsprachigkeit. Es zeigt exemplarisch, wie erfolgreich Gespräche über Sprachen der Kinder sein können: Auf ihrer Grundlage wird nämlich jene dringend notwendige Lernkonstellation geschaffen, die in der Verhaltensforschung unter den Begriff „geteilter Aufmerksamkeit“ fällt, auf deren Grundlage sprachliche Interaktion ermöglicht wird – wie auch der Spracherwerb selbst.

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