Abstract
Beim Experimentieren im naturwissenschaftlichen Sachunterricht sollen Schüler*innen sowohl Fachwissen als auch Sprachhandlungskompetenz entwickeln. Dabei muss berücksichtigt werden, dass Sprachlichkeit und Fachlichkeit untrennbar miteinander verknüpft sind, da Sprache das zentrale Medium des Lernens und Verstehens ist. Die Phasen des naturwissenschaftlichen Forschungsprozesses bieten dabei viele Möglichkeiten zur sprachlichen Aktivierung: Es werden Fragen gestellt, Vermutungen formuliert, Handlungsweisen modelliert, Beobachtungen beschrieben, Ergebnisse erklärt, diskutiert und bewertet. Das Experimentieren ermöglicht also die Gestaltung sprachförderlicher und sprachanregender Kommunikationsanlässe über fachliche Inhalte. Die im vorliegenden Beitrag vorgestellte Explorationsstudie zeigt, ob und welche Merkmale von Fach- und Bildungssprache durch das Experimentieren in der Primarstufe evoziert werden. Die Auswertung der Daten, die in einem forschend-entdeckenden Lernsetting an der Pädagogischen Hochschule Wien erhoben wurden, zeigen, dass Lernende beim Experimentieren eine bemerkenswert differenzierte Sprache verwenden. Besonders auffällig ist die korrekte terminologische und konzeptuelle Anwendung polysemer Verben sowie die Nutzung von Fachtermini und Komposita. Darüber hinaus weisen die Sprachäußerungen aufgrund der Verwendung von Kausal-, Konditional- und Nebensätzen mit der Konjunktion dass auch syntaktisch komplexe Strukturen auf, bei denen sogar auf anaphorische Personalpronomen zurückgegriffen wird. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass experimentelle Tätigkeiten, wenn sie über das rein Handwerkliche hinausgehen, nicht nur fachliches Lernen fördern, sondern auch die Verwendung bildungssprachlicher Strukturen begünstigen.

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